Der Aufstieg ist getan. Die Spitze erreicht, zur Geschäftsleitung aufgestiegen, zum Vorstand ernannt, Parterstatus geschafft.
Was auch immer es in Ihrem Fall ist oder war, jetzt stehen Sie ganz oben. Die Karriereleiter kennen Sie fortan nur noch aus einer Richtung: von der obersten Sprosse herunterblickend. Was für eine Aussicht!
Bis … ja, bis Sie erst mal ein paar Jahre da oben waren.
Volle Power im Austausch gegen Energie
Bei Jungunternehmern können Sie – ähnlich wie bei Kindern – noch ganz wunderbar beobachten, wie sie immer Vollgas geben, um ihre Ziele zu erreichen. Sie stecken wahnsinnig viel Energie in jede Aufgabe – und bekommen daraus Energie zurück. Ihre Arbeit und ihre beruflichen Ziele begeistern sie so sehr, dass sie ihnen als Energiequelle dienen, aus der sie förmlich Kraft tanken können.
Ist das große Berufsziel dann allerdings erreicht, ist der Effekt ebenfalls vergleichbar mit der Reaktion von Kindern, die über Wochen und Monate die Sommerferien herbeigesehnt haben: Nach wenigen Tagen ist ihnen langweilig. Hallo Alltag.
Im Job freuen sich die Aufsteiger, die Karrierehelden zunächst zwar schon über die neue Position. Doch mit der Zeit lässt der Enthusiasmus nach. Sie erkennen: »Ich bin ganz oben – aber was kommt jetzt noch? Schließlich habe ich noch 20 Arbeitsjahre vor mir …«
Krafträuber Arbeit?
Wenn Sie erst an diesem Punkt angekommen sind und karrieretechnisch quasi an die Decke stoßen, gibt es keine Luft mehr nach oben. Anstatt großer Ziele warten nun scheinbar nur noch Probleme um die Ecke. Wo Sie aus Ihrem Job früher euphorisch Energie gewonnen haben, raubt er jetzt Kraft.
»Die Energiegewinnung durch meine Arbeit ist verkümmert«, schrieb mir einmal ein erfolgreicher Filmkritiker, »was aber normal ist.« Wie bitte, denke ich mir da. Die Leidenschaft, mit der er einmal seinen Job ursprünglich gemacht hat, war vollkommen vergessen. Und wie er resignieren viele Menschen und vergessen ohne höhere Ziele die Begeisterung, mit der sie einmal gearbeitet haben.
Dabei haben Ziele und Leidenschaft gar nichts miteinander zu tun.
Mit Leidenschaft zum Erfolg
Leidenschaft, Glück und Begeisterung verbinden Menschen hauptsächlich mit Personen, Situationen, Sachen, Orten und Handlungen. Sie sind es, die ihnen ein tolles Gefühl geben – nicht das Erreichen von irgendwelchen Zielen. Und nur, wenn sich dieses tolle Gefühl einstellt, werten sie ihre Handlungen als Erfolg. Ein wahrer Energieboost. Wenn aber die Auslöser des tollen Gefühls ausbleibt, dann wird alles zum Alltag. Und dabei schleicht sich immer mehr Dumpfheit ein. Das großartige Gefühl, das diese Dinge Ihnen einst gegeben haben, kommt nicht mehr so oft auf und damit auch nicht das gewohnte Erfolgsgefühl. Sie geraten in Ermüdung, was zu Frustration führen kann, weil Sie diese Kraft nicht mehr bekommen.
Aber warum denn eigentlich nicht? Die Kraftquelle ist doch immer noch da. Machen Sie sich einmal bewusst, aus welchen Gefühlen Sie früher so richtig viel Kraft schöpfen konnten. War es die Ruhe, die Ihnen Ihre Familie vermittelte, oder der Spaß, den Sie an Ihrem hochkarätigen Job hatten? Oder war es die Freiheit, die Sie verspürten, wenn Sie ohne Seitenstechen mehrere Kilometer laufen zu konnten?
Sie benötigen die Klarheit über Ihre persönliche Kraftquelle, einem Gefühlskomplex, bestehend aus Ihrem inneren und äußeren Glücksgefühl. Wenn Sie diese Klarheit haben, Ihre begeisternden Gefühl wiedergefunden haben, dann werden Sie schnell sehen: Sie finden wieder – und weiterhin – Begeisterung im alten Job, dem gleichen Partner und dem immer selben Feierabendritual.
Nein, Sie brauchen kein höheres Ziel am Horizont – weil Sie schon längst etliche Kraftquellen haben.