»Du musst einfach positiv denken.«
»Ich probiere es ja.«
Oh, wenn ich so etwas höre, steigt mir beinahe Dampf aus den Ohren. Welch ein absoluter Blödsinn!
Schon allein durch die Formulierung »Du MUSST« ist das Positive schon gestorben. Müssen tut niemand etwas. Und der andere hat nicht verstanden, dass probieren nicht geht. Entweder er denkt positiv, oder er tut es nicht. Da gibt es nichts zu probieren. Punkt.
Positiv denken? Gar nicht so leicht
Positiv denken, um Angst und Sorgen zu vertreiben – diesem Denkfehler begegne ich häufig in meinen Seminaren. Und ich verstehe auch, wie es dazu kommt. Schließlich sind Ängste, Sorgen, Befürchtungen nur eine Annahme über eine zukünftige Situation mit negativem Ausgang.
Das führt dann dazu, dass der Geschäftsmann keine neuen Herausforderungen annimmt oder Entscheidungen nicht trifft, obwohl er gerne etwas ändern würde. Und das nur, weil er befürchtet, dass diese Entscheidung bis in sein Privatleben vordringt und seine Frau sich ärgert, wenn er die momentane »Sicherheit« aufgibt und durch die zusätzliche Arbeit weniger Zeit zu Hause verbringt. Oder der Mitarbeiter stimmt in einer Besprechung Dingen zu, von denen er nicht überzeugt ist, weil er befürchtet, dass er ansonsten bei den Kollegen unten durch ist.
Ja, all diese negativen Gedanken irritieren, behindern und blockieren, obwohl noch nichts davon eingetreten ist. Wenn die Menschen es doch nur schaffen würden, einen positiven Ausgang anzunehmen, dann könnten sie Situationen voller Begeisterung und Leidenschaft anpacken. So die Meinung. Als wären die positiven Gefühle nicht auch nur Annahmen über eine zukünftige Situation, als wären es nicht auch nur individuelle Gedanken über das eigene Leben und die Umwelt.
Was also so schön einfach und irgendwie logisch klingt, ist es eben nicht.
Es geht um die Erkenntnis
Außerdem blockieren schon die Sorgen allein die Vorstellung davon, dass etwas auch anders ausgehen könnte. Und noch viel wichtiger: Die meisten Gedanken, und damit auch die meisten Befürchtungen, sind unbewusst. Und was Sie nicht kennen, das können Sie auch nicht ändern.
Zunächst brauchen Sie also die Erkenntnis, dass Sie überhaupt negative Annahmen haben. Und dann – und das ist noch viel wichtiger – brauchen Sie die tief gehende Klarheit darüber, dass Sie für Ihre Gedanken selbst verantwortlich sind, dass sie in Ihrer Hand liegen.
Nur durch diese Klarheit schaffen Sie sich die Möglichkeit, Ihre Denkmuster zu ändern. Wenn das nicht einsickert, können Sie es probieren, so viel Sie wollen, Sie kommen aus der negativen Denke und Ihren Befürchtungen nicht heraus.
Werden Sie sich also bewusst, dass Sie Herr Ihrer Gedanken sind – und dann machen Sie sich positive!