Es ist Stadtfest. Sie stehen an der Losbude, der Hauptgewinn prangt über Ihnen. Sie gehen zum Losverkäufer, ziehen voller Spannung fünf Lose aus der Box: und fünfmal steht darauf geschrieben »Leider kein Gewinn«. Nicht einmal ein Trostpreis. Da hätten sie auch gleich schreiben können: »Leider verloren«.
Das ist nun ein recht banales Beispiel, das Sie vermutlich auch nicht so hart trifft. Aber das Leben fährt ständig mit Verlusten auf — mit kleinen wie großen. Sie können ein Spiel verlieren, oder einen Menschen, oder einen Kunden, oder Ihren Job, oder Ihr Geld, Ihr Haus, Ihr Hab und Gut.
Der Verlust geht tief
Solche Verluste tun weh. Das Leben ist eben kein Rummelplatz, bei dem das verlorene Spiel an der nächsten Bude schon wieder vergessen ist. Verluste im wahren Leben gehen tiefer — weit über den vordergründigen Verlust hinaus.
Verlieren Sie beispielsweise einen Geschäftspartner, weil er Sie hintergangen hat, kommt Ihnen damit nicht nur die Person abhanden, sondern möglicherweise auch Ihr Vertrauen in zukünftige Geschäftspartner, Kunden und — im schlimmsten Fall — Menschen im Allgemeinen. Verlieren Sie das Tennismatch, rutschen Sie nicht nur vom ersten Tabellenplatz ab, sondern — je nach Persönlichkeit — knackst das auch einen Teil Ihres Egos und Ihres Selbstvertrauens an. Und lassen Sie sich zum dritten Mal scheiden, fehlt Ihnen nicht nur der Ehepartner, sondern wahrscheinlich machen sich auch Ihre Familienwerte langsam vom Acker.
Warum der Verlust so schmerzt
Da sehen Sie das Problem: Bei Dingen, Menschen oder auch Körperteilen merken Sie, was Ihnen fehlt. Sie können es ja sehen. Bei der Lebenseinstellung sind es hingegen Gedanken oder Emotionen, die sich drastisch ändern oder die Sie gar nicht mehr bewusst aufrufen können. Das können Sie nicht sehen. Und wenn Sie es nicht sehen, können Sie auch keine daraus resultierenden Folgeschäden verhindern.
Finden Sie also bei jedem Verlust erst einmal heraus, was Sie daran so schmerzt — was Sie hintergründig damit verbunden haben, was Sie vordergründig verloren haben. Was hat Sie tatsächlich verletzt?
Und wenn Sie das wissen, hören Sie bloß nicht auf den Rat, der Ihnen von allen Seiten entgegen schallt: »Lass den Verlust erstmal sitzen, damit du ihn verarbeiten kannst. Nur so kannst du ihn akzeptieren.« Welch ein Blödsinn! Als bestünde überhaupt die Möglichkeit, den Verlust nicht zu akzeptieren. Die Dinge sind, wie sie sind. Ob Ihnen das gefällt oder nicht. Aber es nicht zu akzeptieren ist Verdrängung. Und die bringt Sie nicht weiter.
Trauern erlaubt
Das soll nun nicht heißen, dass Sie nicht trauern dürfen. Natürlich können Sie das — auch lange und ausgiebig, wenn Sie wollen. Hauptsache, Sie tun es bewusst. Sie können es schade finden, DASS es passiert ist, dass Sie das Haus, einen geliebten Menschen oder Ihr Geschäft verloren haben. Und das machen Sie solange, bis Sie sich an den Verlust gewöhnt haben und sagen können „Es war scheiße und jetzt überlege ich mir etwas Neues!“
Sie können beispielsweise darüber nachdenken, wie Sie Ihr Training effektiver gestalten und Ihr Selbstvertrauen wieder stärken können, damit Sie das nächste Match gewinnen. Oder wie Sie einen neuen, vertrauenswürdigen Geschäftspartner finden oder Ihr Unternehmen alleine führen können. Oder wie Sie attraktiv für einen neuen Lebenspartner werden und sich auf Ihre Werte zurückbesinnen.
Den Verlust akzeptieren
Das ist gar nicht so schwer — wenn Sie nur vorher akzeptieren, dass das Alte nicht mehr ist. Was bleibt Ihnen auch anderes übrig?
Wie verhalten Sie sich? Weinen Sie dem Alten hinterher oder packen Sie doch lieber Ihre Zukunft an?